Die Calauer Schweiz

Schweizen gibt es in Deutschland einige, eine Fränkische, Sächsische, Holsteinische Schweiz, und in der Lausitz eine Bucksche und eben auch eine Calauer Schweiz. Den Vergleich mit dem Original, was Fläche und Höhe betrifft, halten sie natürlich nicht aus, ähnlich ist allenfalls ihre Höhe und die Steigung der Bergflanken im Verhältnis zum sie umgebenden Land. Wo alles flach ist wie im Land Brandenburg, da werden Höhenunterschiede von zwei, drei Metern schon bemerkt, und ein Graben von vier Metern Tiefe und fünfzig Grad steilen Abhängen ist eine Schlucht.

Damit sind wir schon mitten in der Calauer Schweiz. Sie bedeckt nur ein kleines Gebiet von etwa 40 Quadratkilometern. Die höchste Erhebung misst 161 Meter, es ist der Kesselberg, und die tiefste Stelle am Rand ist 95 Meter über NN, so dass die Calauer Schweiz sich rund 65 Meter über das Umland erhebt. Unsere Calauer Schweiz ist klein. Aber sie ist auch und trotzdem schön.

Calauer Schluchten
Sie ist ganz von Wald bedeckt. Es gibt Schluchten…
Moor
Es gibt Moore…

Es gibt Weinberge. Es gibt eine Schlitten- und eine Skiabfahrt. Es gibt einen Feuerwachtturm und einen Aussichtsturm. Es gibt Fahrrad- und Fußwanderwege.

Es gab im Mittelalter ein Dorf in der Nähe des Kesselberges, das hieß Biehlen, und heute gibt es die Stadt Calau und die Dörfer Plieskendorf, Werchow und Cabel am Nordrand der Calauer Schweiz und am Südrand die Bergdörfer Gosda, Zwietow und Weißag.

Lugteich
Der Calauer Lugteich

Die Calauer Schweiz liegt im Naturpark Niederlausitzer Landrücken, – auf ein darauf hinweisendes Schild treffen Sie beispielsweise, wenn Sie den Weg vom Bahnhof Calau nach Plieskendorf nehmen – und der Naturpark erstreckt sich über den Lausitzer Grenzwall, der über eine Länge von 50 km vom Dahmetal im Nordwesten der Niederlausitz bis Altdöbern im Südosten reicht. Der Grenzwall oder auch Landrücken in der Lausitz ist wiederum Teil eines Höhenzuges, der sich von Hamburg bis nach Schlesien zieht: eine Hinterlassenschaft der Saale-Eiszeit vor rund 200000 Jahren, die Endmoräne der letzten Gletscherbildung dieser Eiszeit.

Das Massiv der Calauer Schweiz war aber schon vorher da. Es entstand im Tertiär, einem Abschnitt der Erdgeschichte, dessen Beginn auf vor 70 Millionen Jahre angesetzt wird. Er ging vor 1 Million Jahren in den jüngeren Abschnitt der Erdneuzeit, das Quartär über. Das Tertiär ist die Geburtszeit unserer heutigen Gebirge, es bildeten sich Erd- und Gesteinsschichten aus Sandsteinen, Tonen, Salzen, …

In der Calauer Schweiz folgen in horizontalen Lagen Kies-, Ton- und Braunkohleschichtpakete aufeinander. Diese Schichten sind die natürliche Voraussetzung dafür, dass Wasser gespeichert werden kann. Tatsächlich ist die Calauer Schweiz ein Großwasserspeicher.

Darüber, in ihrer oberen Schicht, ist sie allerdings von der Eiszeit geprägt, wir finden überall Feldsteine, die oft zu Lesesteinhaufen zusammengetragen werden, und große Steine, Findlinge, die sich nicht so leicht wegbewegen lassen.

Weiße, bis nussgroße, rund geschliffene Kieselsteine sind wieder anderen Ursprungs. Sie brachte vor etwa 17 Millionen Jahren der Ältere Senftenberger Elbelauf nach Calau, zusammen mit Halbedelsteinen und, prosaischer, Flusskiesen und Schotter.

Kiesgrube

Die Flusskiese bilden Schichten bis zu einer Stärke von 20 Metern, von daher lohnt sich der Abbau; sie sind gleichmäßig grobkörnig, daher sehr geschätzt. Darunter liegt Flaschenton, aus dem hochwertige Klinker hergestellt werden, ebenfalls begehrt. Ton und Kies werden beide abgebaut, die Bagger fressen das Gelände, Abbau und Verarbeitung verbrauchen das Wasser, die ökonomischen Interessen geraten in Konflikt mit der Ökologie.

Zwar lagert auch Braunkohle in der Calauer Schweiz, doch zu tief (ca. 80 m) und von zu geringer Flößstärke (bis zu 3 m), als dass der Abbau rentabel wäre. Es gab Versuche, aus Oberflözgruben Braunkohle zu gewinnen, aber alle wurden nach kurzer Zeit aufgegeben. Das war von 1850 bis 1880, zwischen Buchwäldchen und Werchow.

Torf gibt es, er wurde bis 1900 als Brennmaterial genutzt. Er diente in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts aber auch einem ganz anderen Zweck: für einen Flugplatz (bei Bronkow) bedurfte der Boden einer Verbesserung durch Torf.

Der größte Schatz der Calauer Schweiz ist aber das Wasser. Der Quellbereich Lugteich bei Werchow liefert das meiste Wasser, danach kommt der Goldborn, auch bei Werchow, die größte Naturquelle der Niederlausitz. Die Schluchten der Calauer Schweiz haben ihre Quellen, und es gibt Quellgruppen wie den Quellbusch Weißag und die Tibenzquelle und die weitgehend naturbelassene Ogrosener Waldquelle.

QUELLEZU

Die Landschaft ist abwechslungsreich, bietet vielfältige Lebensbedingungen, und da außer dem oben erwähnten Ton- und Kiesabbau das Gebiet nicht industriell genutzt wird, konnten sich einigen seltene, sonst in ihrem Bestand bedrohte Pflanzen und Tiere halten. So wurde das Naturschutzgebiet Calauer Schweiz ein Flora-Fauna-Habitat (FFH) und damit Teil des ökologischen Netzes besonders geschützter Gebiete. Sie haben die Bezeichnung Natura 2000.

„Die FFH-Richtlinie sieht vor, die biologische Vielfalt auf dem Gebiet der Europäischen Union durch ein Gebietssystem, das nach einheitlichen Kriterien ausgewiesen ist, zu schützen. Der Erhalt der biologischen Vielfalt ist nämlich nicht allein durch den Schutz einzelner Habitate zu erreichen. Die zu schützenden Arten und Lebensraumtypen stellen unterschiedliche ökologische Ansprüche, denen erst ein Verbund von Biotopen gerecht werden kann. Zu diesem Zweck sind in den Anhängen der Richtlinie Lebensraumtypen und Arten aufgeführt, deren Verbreitung und Vorkommen bei der Auswahl von geeigneten Schutzgebieten als Kriterien herangezogen werden sollen.

Das Gesamtziel der Ausweisung eines Netzes Natura 2000 ist, die Erhaltung derjenigen Arten und Lebensraumtypen zu gewährleisten, die in den Anhängen aufgeführt sind. Darunter wird sowohl die Bewahrung als auch die Wiederherstellung eines „günstigen Erhaltungszustandes der natürlichen Lebensräume und wildlebenden Tier- und Pflanzenarten, die von gemeinschaftlichem Interesse sind“, verstanden. In der Vogelschutzrichtlinie wird zudem die Wiederherstellung und Neuschaffung von Lebensstätten gefordert. Neben dem Schutz der Lebensraumtypen und Art-Habitate im Rahmen der Ausweisung der o.g. Schutzgebiete bestehen für weitere Arten der FFH-Richtlinie besondere Artenschutzverpflichtungen (Anhang IV und V, FFH-Richtlinie).“

(Quelle: http://www.bfn.de/03/0303.htm)